Betrieb produziert Defizit

Landkreis Northeim zur aktuellen Situation

Fakten zur Situatio des Jugendfreizeitheims benennen Vertreter des Landkreises Northeim.

Silberborn. „Das Jugendfreizeitheim des Landkreises Northeim hat in den vergangenen beiden Jahren jeweils rund 13.000 Übernachtungen zu verzeichnen“, erläutert Pressesprecher Dirk Niemeyer. In 2016 entfielen davon etwa 10.000 Übernachtungen auf kreisfremde Personen, also Gäste, die nicht aus dem Landkreis Northeim stammen. In 2017 waren es etwa 11.000 Übernachtungen. Durch den laufenden Betrieb wurde in 2016 ein Defizit von rund 280.000 Euro und in 2017 von 270.000 Euro produziert, erklärt Niemeyer.

Jede Übernachtung produziert ein Defizit von mehr als 20 Euro, anders ausgedrückt: Um die Kosten des Heims durch die Gäste zu decken, müssten die Tagessätze um mindestens 20 Euro pro Tag angehoben, also fast verdoppelt werden. Fakt ist, dass die Beteiligung an der EAM schon zu Jahresbeginn 2019 aus dem Jugendfreizeitheim herausgelöst und an die Jugendstiftung des Landkreises Northeim überführt wurde, sagt Walter Müller, Leiter des Referates Personal und Finanzen beim Landkreis Northeim.

Die entsprechenden Beschlüsse wurden vor dem Bürgerbegehren gefasst. Diese lassen sich auch mit dem Bürgerentscheid nicht mehr rückgängig machen, sodass die Steuerbelastung in Höhe von 460.000 Euro definitiv entstehen wird. Die Dividenden hatten das Jahresergebnis des Jugendfreizeitheims bisher um 125.000 Euro verbessert, so Niemeyer.

Bemüht um Verbesserungen

Um die Verbesserung der Situation hat sich der Landkreis in der Vergangenheit mehrfach bemüht. So wurde der Personaleinsatz ­­­­­– als wesentlicher Bestandteil der Fixkosten – laufend optimiert. Die Grenzen liegen aber da, wo die Arbeitsbedingungen dem Personal auch noch zugemutet werden können und letztlich ist auch in Silberborn der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst anzuwenden, sagt der Pressesprecher. Der Landkreis habe viel Marketing betrieben, ergänzt Müller. „Wir haben die Schulen des Landkreises angeschrieben und Rabattaktionen angeboten“, benennt er Beispiele. Geführt hat dies letztlich dazu, dass die Belegungszahlen des Jugendfreizeitheims deutlich über den Zahlen vergleichbarer Jugendherbergen liegen, so Niemeyer.

All dies habe aber nicht ausgereicht, die Situation nachhaltig zu verbessern. So müssen Jahr für Jahr rund 220.000 Euro nur allein dafür eingesetzt werden, um die Aufenthalte von auswärtigen Gästen zu bezuschussen. Durch die Jugendherberge in unmittelbarer Nähe, die 2018 mit Unterstützung von Stadt und Landkreis Holzminden teilweise renoviert wurde, gibt es vor Ort eine Konkurrenzsituation. Dies lässt eine weitere Steigerung der Belegungszahlen mehr als unrealistisch erscheinen, so Niemeyer.

Nicht behindertengerecht

Eine Tatsache ist auch, so Niemeyer, dass gehandicapte Personen von der Nutzung des Jugendfreizeitheims aufgrund der baulichen Situation faktisch ausgeschlossen sind. Dies halte in Zeiten inklusiver Beschulung gerade auch zunehmend Schulklassen davon ab, sich für einen Aufenthalt in Silberborn zu entscheiden. Allein für notwendigste Sanierungen und einen behindertengerechten Ausbau wären etwa zwei Millionen Euro aufzuwenden. Michael Mocha, Fachbereichsleiter Gebäude und Verkehrsinfrastruktur beim Landkreis, nennt einige Beispiele für Handlungsbedarf. „Abzuarbeiten wären unter anderem der Bereich Brandschutz, die Sanierung sämtlicher Sanitäranlagen, die Ertüchtigung der Elektrohauptverteilung und zum Teil auch des Kabelnetzes.“

Kreistag gebunden

Sollte der Bürgerentscheid positiv im Sinne der Initiative ausfallen, so wäre der Kreistag zwei Jahre an die Entscheidung gebunden: zwei Jahre, in denen weiterhin Defizite produziert und Rücklagen aufgebraucht werden, ohne dass erwartet werden darf, dass eine Verbesserung der Situation eintritt, so Niemeyer. Auch dürfte die Ungewissheit über die Zukunft des Jugendfreizeitheims in diesen beiden „gewonnenen“ Jahren sicher kaum zur Stabilisierung der Finanzsituation beitragen.art

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