Osterfeuer: Von Kalefeld über Gehrenrode bis Greene

Wie die Zeit auch Traditionen verändert hat / Westerberger in Kalefeld feierten ein Jubiläum / Fackelzüge

Region. Die bescherte das tolle Frühsommerwetter der Region und den lokalen Osterfeuer-Machern. Am Sonnabend und Sonntag loderten die mehr oder weniger riesigen und diesmal knochentrockenen Haufen praktisch in jedem Dorf, mancherorts wie in Kalefeld sogar zwei.

Im Vorfeld hatte ein Leserbrief im GK gefragt, wo die alten Bautraditionen geblieben seien. Tatsächlich, so ergab die Rundreise der GK-Reporter am Wochenende, wird fast nirgendwo mehr ein Feuer nach „alter Bauart“ nur aus Tannengrün geschichtet und „verputzt“. In den meisten Fällen bestehen die Feuer tatsächlich heute aus viel Baum- und Strauchschnitt, aus Hausgärten oder Feldmark zusammengetragen.

Die Gründe liegen auf der Hand, ließen die ehrenamtlichen Feuerbauer das GK wissen: Zum einen ist die Zeit zum Aufbau knapp, seitdem es die Vorschrift gibt, das Feuer nicht länger als einen Tag vor dem Abbrennen aufgeschichtet zu haben – zum Schutz der Tierwelt. Zum anderen hat die Abschaffung der Brenntage Probleme aufgeworfen, wo der Grünschnitt entsorgt werden sollte. Das Osterfeuer hat sich dafür als „geballte Alternative“ angeboten und diese Rolle mit übernommen. Für beide Seiten eine gewinnbringende Situation: Die Hausgärtner werden den Strauchschnitt los, die Osterfeuer haben ausreichend Brennmaterial. So verändert die Zeit eben auch Traditionen.

70 Jahre Osterfeuergemeinschaft am Westerberg hieß es am Sonnabend in Kalefeld. Zu dem runden Geburtstag hatten die Organisatoren ein „Jubiläumssüßigkeitenbüfett“ für junge Besucher vorbereitet. Über dem Grünschnitthaufen war schon von weitem eine 70 zu sehen, die sich später in Flammen auflöste. Aus früheren Spenden und Überschüssen stiftete die Gemeinschaft zwei Bänke aus Eichenholz, die bereits am Gründonnerstag entlang von Spazierwegen am Westerberg-Hang aufgestellt worden waren.

„Wir wollen die Tradition fortführen und einen Beitrag zur örtlichen Gemeinschaft leisten“, erläuterte Klaus Brinkmann der zusammen mit Tobias Diedrich, Thorsten Keil, Hubertus Brähmer und Marco Thiedmann zum zentralen Organisationsteam gehört, für das es mit Jan-Niklas Brinkmann bereits Nachwuchs gibt. „Freuen würden wir uns über weitere junge Leute“, so Brinkmann.

Gustav Haase hatte 1949 die Tradition des Brauchtumsfeuers wieder aufleben lassen. Er war bis 1961 der „Osterfeuerpräsident vom Westerberg“. Nach einer Pause von drei Jahren waren es Männer aus der Alten Siedlung, die in schwerer Handarbeit das Holz aus dem Wald holten. Per Pferdegespann gelangte es zum Ort des Geschehens. Mittlerweile helfen Landwirte mit ihren modernen Gerätschaften. Günther Hochschild setzte sich ab Mitte der 60er Jahre für das Brauchtumsfeuer ein. Als weitere verantwortliche Kräfte nennen die heutigen Organisatoren unter anderem Oliver Häusler und Bernd-Jochen Nolte.

Rechtzeitig war im Vorfeld des diesjährigen Ereignisses in einem südlich gelegenen Bereich von Kalefeld ein Informationsblatt verteilt worden. Haushalte konnten anmelden, ob sie Grünschnitt beisteuern wollten, das mit 25 Gummiwagen abgeholt wurde. „Wir nehmen nur Grünes aus dem Garten“, so Brinkmann.

Die Organisatoren kommen jedes Jahr zu ein bis zwei Treffen im Vorfeld zusammen. Geklärt werden muss unter anderem das Anmelden und Versichern des Feuers, das Vorbestellen der Lebensmittel und das Absprechen der Arbeitseinsätze.

Zur Stärkung während des Grünschnitteinsammelns gab es auch an diesem Ostersonnabend ein Helferfrühstück. Ein Hingucker waren am Abend die Auftritte von Fackelschwenkern.

Doppelt hält bekanntlich besser: Und so gab es in Kalefeld am Ostersonntag noch ein zweites Feuer, das am Kahlberg nahe der Weißenwasser-Kirche abgebrannt wurde.

Premiere in Sebexen

Erstmals zogen am Sonnabend viele Kinder und Jugendliche mit Fackeln durch den Ort zum Osterfeuerplatz. Begleitet von Angehörigen und Freunden entzündeten sie dort das Brauchtumsfeuer. Die Idee hatten Sportverein und Freiwillige Feuerwehr gemeinsam entwickelt, berichtete Ortsbrandmeister Mark Müller. Mit dem Gang durch Teile Sebexens solle Präsenz im Ort gezeigt werden und die Bürger „ein bisschen mehr eingebunden werden“, um so „das Wir-Gefühl zu stärken“, so Jugendfeuerwehrwart Erik Munzlinger.

Der Rundgang startete in der Ortsmitte nahe der Kirche, wo die Fackeln gegen einen kleinen Obolus erworben werden konnten. Am Ziel oberhalb des alten Dreschschuppens angekommen, dauerte es durch die Trockenheit und angefacht von einem leichten Nordwind nicht lange, bis die Zuschauer aus gebührendem Abstand das Osterfeuer in voller Pracht beobachten konnten.

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