Lagerhallenbrand

Seit Dienstag, 22.56 Uhr, ist das Feuer aus

In Spitzenzeiten kämpften 243 Brandschützer gegen die Flammen / Kriminalpolizei war am Mittwoch vor Ort

Mit Hilfe des Baggers wurde Dienstagnacht eine Wand geöffnet.

Seesen. Die Brandschützer haben den Kampf gegen die Flammen gewonnen. Laut Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke ist das Feuer in der 1.600 Quadratmeter großen Lagerhalle auf dem ehemaligen Heinzgelände seit Dienstagnacht, um 22.56 Uhr, komplett erloschen. Seit Montagmittag hielt der Großbrand die Einsatzkräfte in Atem. Zu Spitzenzeiten – am Montag von 11.42 bis 20 Uhr – waren 243 Brandschützer aus 18 Feuerwehren im Einsatz.

Wand musste durch Bagger geöffnet werden

Zum Erfolg führte letztendlich die Öffnung einer Wand durch einen Bagger, um an die Glutnester zu kommen. Probleme bereiteten den Feuerwehrleuten die in der Halle gelagerten Textilballen. Jürgen Warnecke vergleicht sie mit Heuballen, die stark verpresst sind. „Dadurch konnte das Wasser nicht eindringen, wir mussten jeden Ballen mit dem Bagger auseinanderziehen, damit Luft an die Glutnester kommt, um alle Flammen löschen zu können“, umreißt Seesens Stadtbrandmeister die Maßnahmen vor Ort. Erschwerend kam noch hinzu, dass ein Großteil des Hallendachs eingestürzt war und auf der Brandlast lag. Zudem lag Brandgut herum.

Erst am Montagnachmittag, um 16 Uhr, war ein kleiner Teil der Halle überhaupt erst betretbar. Die Brandschützer starteten einen sogenannten Innenangriff mit drei Trupps von Atemschutzgeräteträgern. Am Dienstag waren noch 40 Feuerwehrleute aus Seesen, Bilderlahe, Kirchberg und Ildehausen vor Ort, um Brandnester zu löschen. Aufgrund der extem hohen Temperaturen, die sich auf die Statik des Gebäudes ausgewirkt hattten, musste laut Warnecke abgewartet werden, bis der Stahl wieder abgekühlt war. Erst dann konnten sie die Brandruine betreten, um wie erwähnt an die Glutnester zu kommen.

Vier Kilometer Schlauch wurden verlegt

Pro Stunde wurden zu Spitzenzeiten zum Löschen 300 Kubikmeter Wasser aus dem Netz entnommen. Vier Kilometer Schlauchstrecke, also gut 200 Schläuche, wurden verlegt. Nur 75 Kubikmeter pro Stunde können aus dem Netz nachlaufen. Deshalb setzte die Feuerwehr auf die Tanklöschfahrzeuge. An jedem verfügbaren Hydranten wurden sie betankt.

Bis Dienstagmorgen hing der Rauch wie eine Dunstglocke über der Stadt. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt, das ergaben Messungen. Die Warnung, dass Anwohner Fenster und Türen geschlossen halten sollen, wurde am Dienstagmorgen um 7 Uhr aufgehoben. Die Feuerwehrleute hatten Anwohner im persönlichen Gespräch gebeten, vorerst Fenster und Türen noch geschlossen zu halten, sagt Jürgen Warnecke.

Brandursache und Schadenshöhe weiter offen

Wie es mit der Lagerhalle weiter geht, ob ein Abriss nötig oder eine weitere Nutzung überhaupt möglich ist, ist derzeit noch vollkommen offen, bestätigt Projektleiter Hendrik Liedtke von der RMR Immobilien GmbH & Co. KG, die den Gewerbepark Niedersachsen verwaltet. Fakt ist, am Mittwochmittag waren die Brandermittler der Kriminalpolizei Goslar erstmals in der Brandruine.

Laut Goslars Polizeisprecher Reiner Siemers ist mit ersten Erkenntnissen zu Brandursache und Schadenshöhe frühestens Ende dieser Woche zu rechnen. Da das Dach eingestürzt ist, muss alles separat angehoben werden, damit der Gutachter sich alles detailiert anschauen kann, umreißt der Sprecher das Problem. Die hintere Harzstraße, somit die direkte Zufahrt zur Lagerhalle ist ebenfalls gesperrt.

Solch ein vergleichbares großes Brandereignis in Seesen gab es zuletzt im Februar 2010. Damals ging die Halle des Dachdeckermeisterbetriebes Hübler & Glatz in der Triftstraße in Fammen auf. „Auch hier war das Dach heruntergestürzt und erschwerte das Löschen”, erinnert sich Jürgen Warnecke. Zudem erinnert er an die beiden Großbrände bei der Firma Züchner, heute Crown, in den Jahren 1981 und 1989.sg

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