„Uwe ist ein richtig klassischer Sozialdemokrat“

SPD-Landesvorsitzender Stephan Weil bei Verabschiedung als Unterbezirks-Vorsitzender / Willy-Brandt-Medaille verliehen

Der niedersächsische SPD-Vorsitzende, Ministerpräsident Stephan Weil (links), überreichte Uwe Schwarz bei seiner Verabschiedung als Unterbezirksvorsitzender die Willy-Brandt-Medaille für die beispielhafte Verkörperung sozialdemokratischer Ideale.

Hilwartshausen. Der SPD-Unterbezirk hat bei seinem Parteitag am Sonnabend in Hilwartshausen den langjährigen Vorsitzenden Uwe Schwarz verabschiedet. Die Würdigung Schwarz’, der dem Unterbezirksvorstand seit 1979 angehörte und 1993 das Amt des Vorsitzenden übernommen hatte, nahm ein Überraschungsgast vor: Kurz nach Eröffnung des Parteitags begleitete die stellvertretende – und später neu gewählte – Vorsitzende Frauke Heiligenstadt den SPD-Landesvorsitzenden, Ministerpräsident Stephan Weil, in die Kultur- und Begegnungsstätte.

Zuvor hatte Uwe Schwarz den Vormittag eröffnet mit dem Hinweis, Hilwartshausen sei einmal, als Bodenfelde noch dazu gehörte, Mittelpunkt des Wahlkreises gewesen.

„Moin!“ Kurz begrüßte Stephan Weil die ebenso überraschten wie begeisterten Delegierten. Er sei selbst ebenfalls einmal Unterbezirksvorsitzender gewesen, allerdings nur wenige Jahre. 26 Jahre – da werde Uwe Schwarz nur von Thomas Oppermann aus Göttingen mit jetzt 30 Jahren übertroffen. Mit 33 Jahren im Landtag sei der Bad Gandersheimer dagegen „Stubenältester“. 40 Jahre lang sei Mitglied des Unterbezirksvorstands, länger, so Weil, als er selbst überhaupt in der Partei sei. Uwe Schwarz habe in 49 Jahren Parteimitgliedschaft Kraft, Energie und Nerven eingesetzt. Keiner habe so wie er Sozialpolitik so geprägt, insbesondere beim zentralen Thema Gesundheit und Pflege. Während etwa Kapitalismuskritik in Bürgerversammlung nie angesprochen werde, seien Gesundheit und Pflege immer von Interesse – genau die Inhalte, die Schwarz durch seine Arbeit geprägt habe. Er habe Politik aus der Betroffenenperspektive heraus gemacht, gebe sich immer Mühe, die Dinge so zu sehen wie sie.

Er sei für andere eingetreten, habe damit ureigenste Aufgaben der Sozialdemokratie wahrgenommen. An der Person Uwe Schwarz sehe man, wie man das mache. Er sei dabei total geerdet, mit ganz viel Bodenhaftung, und er engagiere sich zudem für seine Stadt Bad Gandersheim – so oft werde er von ihm auf die Domfestspiele angesprochen, dass er die Produktionen schon zum Jahresanfang kenne, schmunzelte Weil. „Uwe ist ein richtig klassischer Sozialdemokrat“, das meine er durch und durch als Kompliment.

Wenn man sich im Moment frage, wo es hingehe mit der Partei, könne man in Niedersachsen guten Mutes sei. Die SPD sei mehrheitsfähig und in der Bevölkerung gut verankert. Auf Bundesebene sehe es nicht ganz so rosig aus. Eine Mehrheit von Wählern könne sich vorstellen, die SPD zu wählen. Aber es sei ihnen „im Moment nicht so ganz klar“, was der Partei eigentlich wichtig sei. „Wir haben ein Problem mit unserem politischen Profil.“

An Schwarz’ Beispiel könne man sehen, was die Menschen erwarteten: Haltung und Grundsätze, keine Beliebigkeit – und im Kern, dass sie die Stimme der arbeitenden Menschen in der Gesellschaft seien, derjenigen, die die Unterstützung des Gemeinwesens brauchten. Das sei die historische Aufgabe der SPD. Sie müsse die Partei eines aktiven Sozialstaats sein. Da müsse man Kompetenz und Position zeigen – das sei das Brot-und-Butter-Geschäft der Sozialdemokratie. Davon dürfe man sich nicht ablenken lassen.

„Wir müssen immer eine Partei der Arbeit seien, auch ökonomisch kompetent“, fuhr er fort. Es sei ein großer Fehler gewesen, sich eine Zeit lang nicht für Wirtschaftspolitik zu interessieren. Man müsse der SPD – wieder – zutrauen, den „Laden am Laufen“ zu halten. Aufblicken zu den Sternen, acht geben auf die Gassen – so habe es Wilhelm Raabe formuliert. Das müsse die Rolle der SPD sein, und Uwe Schwarz komme dieser Rolle von Sozialdemokratie ziemlich nahe. Es seien immer die Menschen, die für die Ziele stehen würden.

In einem Sechs- oder Sieben-Parteien-System steche die SPD heraus, die das tiefe Grundbedürfnis nach gesellschaftlichem Zusammenhalt erfülle. Wenn man das nach vorn stelle, werde man keine Probleme haben, Erfolge zu erzielen. Einsatz für den aktiven Sozialstaat und diejenigen, die sich vor Ort kümmerten, das sei sein Bild von deutscher Sozialdemokratie, und das sei das, was Uwe Schwarz über Jahrzehnte gemacht habe. „Das wollte ich gern mal loswerden“, betonte Weil.

Das sollte Ausdruck finden mit der höchsten Auszeichnung der SPD: der Willy-Brandt-Medaille. Sie wird verliehen für die Verkörperung der Ideale Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Schwarz’ Verbundenheit zu diesen Werten sei beispielhaft. „Wir sind stolz, Uwe Schwarz in unserer Mitte zu wissen.“

„Vielen Dank, dass du heute hierher gekommen bist“, dankte Schwarz für den Besuch und die Auszeichnung. Er sei mit ihm nicht in jeder Sachfrage einig, aber in vielen. Und er habe den Austausch immer geschätzt – besonders die Tatsache, dass die Inhalt vertraulich geblieben seien.ek

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