Wichtig ist der Kontakt mit dem Bürger

Polizeidirektor geht in den Ruhestand | 28 Jahre Leiter der Polizei-Inspektion

Hans Walter Rusteberg blickt zufrieden auf Erreichtes zurück.

Region. 1977 begann Rustebergs Polizei-Karriere an der Polizeischule in Hann.Münden. Danach ging es zur Bereitschaftspolizei, dann in den Einzeldienst im Innenstadtbereich von Braunschweig. Da sei er bereits als junger Mensch mit allen Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens in Kontakt gekommen, erinnert er sich – häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch... Der zweite Ausbildungsschritt führte ihn nach Hohegeiß, weiter ging es zur Autobahnpolizei Göttingen. Damals war er auch bei den großen Demos in Göttingen eingesetzt. Nach der Ausbildung zum Kommissar wurde er versetzt ins Polizeirevier Oberharz in Clausthal-Zellerfeld. Er erinnert sich an verirrte Skifahrer und Wildunfälle. In den damaligen, noch schneereichen Wintern wäre im Notfall Verstärkung nicht schnell vor Ort gewesen, blickt er zurück.

Höher ging es für Rusteberg auf der Karriereleiter in Münster-Hiltrup. In anschließenden Einsatzort Lüneburg befasste er sich mit Verkehrsangelegenheiten, und als 1992 die Stelle des Abschnittsleiters in Northeim ausgeschrieben wurde, warf er seinen Hut in den Ring. Seit dieser Zeit leitet er die Polizei-Inspektion Northeim, 2004 kam das Gebiet des Landkreises Northeim dazu, nach der Fusion wurde Osterode 2019 wieder abgespalten.

Als PI-Leiter hat der Polizeidirektor rund 300 Mitarbeiter, darunter 260 Vollzugsbeamte. Sein Hauptarbeitsplatz ist seit 28 Jahren der Schreibtisch, hier verwaltet er den rund eine Million Euro schweren Haushalt (ohne Personalkosten), kümmert sich um die Personalpolitik, um Fortbildung, um Öffentlichkeitsarbeit. An seiner Position gefällt ihm besonders, dass er Schwerpunkte setzen kann, beispielsweise die Bekämpfung der Tageswohnungseinbrüche und der Straftaten gegen ältere Menschen hat er zum Thema gemacht. Der 61-Jährige setzt auch auf den technischen Fortschritt, nennt die neuen Bodycams. In Schutzausrüstung – neue Helme – und Fahrzeugausstattung wird investiert. Im Zuge der Digitalisierung aber müssten die Daten vor allem sicher sein, sagt er.

In seinen Dienstjahren hat sich viel verändert, beispielsweise im Bereich der Kriminalität beim Betrug. Wenn er zurückblickt, erinnert er sich zunächst an das dramatische Zugunglück mit vielen Verletzten in Northeim – da war er gerade einmal wenige Tage im Amt als Leiter der PI. Tragisch war für ihn auch der Tod zweier Kinder, die ermordet in Bodenfelde aufgefunden wurden. Sein Beruf hat aber auch schöne Seiten – so denkt Rusteberg daran, wie ein Radfahrer, der kurz vor dem Verdursten stand, rechtzeitig aufgefunden werden konnte.

In Einbeck war Rusteberg regelmäßig bei Dienstbesprechungen. Er erinnert sich an die Demonstrationen der Gentechnik-Gegner in Einbeck, die Eröffnung der Umgehungsstraße, die Castor-Transporte und in letzter Zeit die Demonstrationen der Rechten. Er hat sich immer gerne „ein Bild vor Ort“ gemacht.

Wichtig sei ihm immer der Kontakt zum Bürger gewesen, so habe er die PI zu Tagen der offenen Tür geöffnet, und auch beim Tag der Niedersachsen hat sich die Polizei mit einem Stand beteiligt. Nun hat er noch eine Ausstellung angeschoben: Unter dem Titel „Im Visier – der Mensch hinter der Uniform“ wird ab 7. Februar in die Kreis-Sparkasse Northeim eingeladen.

Ab März hat er mehr Zeit für seine Familie und sein Hobby Motorradfahren. Er ist kirchlich engagiert und will wieder aktiver Tischtennis spielen. „Der Terminkalender ist voll.“

Ende des Monats wird er seine „Traumaufgabe“ aufgeben. Sehr zufrieden verlässt er seinen Posten, denn die PI sei gut aufgestellt, die Dienststellen baulich in Ordnung.

Sein Nachfolger wird Michael Weiner. Er leitete bis 2014 das Polizeikommissariat in Holzminden, danach ein Dezernat innerhalb der Polizeidirektion Göttingen. Weiner ist ein ehemaliger deutscher Fußballschiedsrichter.sts

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