Zugunglück am Bahnübergang: Es hätte viel schlimmer kommen können!

Lkw-Fahrer erlitt nur leichte Verletzungen / Lokführer nach heftigem Zusammenstoß wohlauf / Zwei leicht verletzte Fahrgäste

Der Lkw stand aufgrund eines Rückstaus auf den Bahnschienen, als sich der Zug näherte. Hintergrund sind die aktuell laufenden nächtlichen Vollsperrungen der A 7 aufgrund von Bauarbeiten. Eine Autofahrerin hatte den Lkw-Fahrer noch vor dem herannahenden Zug gewarnt.

Ildehausen. Es war ein Knall, der so laut war, dass man ihn noch viele Kilometer weiter wahrnehmen konnte. Am späten Mittwochabend gegen 23 Uhr war ein Regionalzug in einen auf den Bahnschienen stehenden Lkw geprallt. Das Zugunglück ereignete sich am Bahnübergang bei Ildehausen in Richtung Harriehausen.
Aus noch nicht gänzlich geklärter Ursache war ein Lkw mitten auf den Bahnschienen vom heranfahrend Regionalzug voll erwischt worden – mittig kollidierte der Zug mit dem Laster. Nach den ersten Ermittlungen der Polizei war es am Bahnübergang zu stockendem Verkehr gekommen. Der fatale Fehler: Anstelle vor dem Andreaskreuz zu warten, tastest sich der Lkw-Fahrer offenbar langsam an den Bahnübergang und musste dann mittig stehen bleiben.

Kurz darauf sprang die Ampel dann auf Rot um und die Bahnschranke ging – so die erste vage Rekonstruktion des Geschehens – soweit hinunter, dass der Sensor dem Lokführer freie Fahrt anzeigte. Eine Verkettung von vielen unglücklichen Umständen also. Denn trotz Vollbremsung konnte der 61-jährige Bahnführer den Zug nicht mehr zum Stehen bringen, er stoppte erst 25 Meter hinter dem Bahnübergang.

Doch es gab wiederum auch sehr großes Glück im Unglück: Der Lokführer blieb trotz des heftigen Aufpralls unverletzt, der Lkw-Fahrer erlitt nur leichte Verletzungen im Bereich der Schulter. Im Zug befanden sich fünf Fahrgäste, von denen laut der Polizei zwei leicht an den Beinen verletzt wurden.
Der Lkw mit Anhänger wurde offensichtlich, so gab es die Lage vor Ort her, direkt in der Mitte getroffen. Ein glücklicher Umstand war, dass eine Autofahrerin den Lkw-Fahrer noch rechtzeitig vor dem herannahenden Zug warnen konnte, so dass dieser den Lkw noch derart auf den Schienen platzieren konnte, dass sich der Unfall vermeintlich am glimpflichsten gestaltete, wenn man überhaupt von glimpflich sprechen kann.

Im Einsatz waren die Feuerwehren Seesen, Rhüden, Ildehausen aus dem Landkreis Goslar und die Feuerwehr Harzbörde (Harriehausen und Hachenhausen) sowie die Feuerwehr Dannhausen aus dem Landkreis Northeim. Außerdem waren Rettungsdienste aus Northeim und Bad Gandersheim vor Ort, ebenso die Autobahnpolizei und die Polizei Seesen. Insgesamt, so berichtete es Seesens Stadtbrandmeister Jürgen Warnecke am Donnerstagvormittag auf „Beobachter“-Anfrage waren 100 Einsatzkräfte und 35 Einsatzfahrzeuge vor Ort.

Nachdem der Notfallmanager der Deutschen Bahn gegen Mitternacht an der Unglückstelle eingetroffen war, konnte der nur leicht beschädigte und noch fahrfähige Zug nach Braunschweig gebracht werden. Erst gegen 3 Uhr war der Einsatz für die Feuerwehrkräfte beendet. „Da waren viele Engelchen unterwegs”, bilanzierte der Seesener Stadtbrandmeister. Das Wichtigste war, dass Personenschaden ausblieb. Durch den Zusammenprall wurde der Deichselanhänger vom Lkw abgetrennt. Dieser wurde durch den Zusammenprall im hinteren Bereich erfasst und um 90 Grad nach rechts gedreht, das Führerhaus blieb dagegen weitestgehend unbeschädigt.

Die Ermittlungen zum Unfallgeschehen werden in den nächsten Tagen und Wochen Polizei und Staatsanwaltschaft beschäftigen. Die Schadenshöhe beziffert die Polizei auf 350.000 Euro.uk

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