1. Mai 1951: Idole im Stadion

Fußball-Historie: 1. FC Köln und FSV Frankfurt trafen in Bad Gandersheim aufeinander

Bad Gandersheim. Vielen Fußball-Freunde aus Stadt und Region ist bekannt, dass es am 1. Mai 1950 anlässlich der Einweihung des heutigen Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadions ein hochkarätiges Freundschaftsspiel ausgetragen wurde: Vor der Rekordkulisse von 20.000 Zuschauern standen sich in Bad Gandersheim Borussia Dortmund und der 1. FC Nürnberg (mit dem 1954er Weltmeister Max Morlock) gegenüber.

Weit weniger in der Erinnerung verblieben ist ein ähnlich attraktives Freundschaftsmatch, das genau ein Jahr nach der Stadioneinweihung – also am 1. Mai 1951 – an gleicher Stelle stattfand. Diese Paarung lautete FSV Frankfurt gegen 1. FC Köln (Plakatankündigung rechts).

Beide Clubs gehörten damals der höchsten deutschen Spielklasse, der Oberliga, an. Der FSV Frankfurt hatte die gerade abgeschlossene Spielzeit 1950 / 51 in der Oberliga „Süd“ mit Tabellenplatz fünf abgeschlossen – nur vier Punkte hinter Meister 1. FC Nürnberg und immerhin noch drei Plätze vor dem Lokalrivalen Eintracht Frankfurt. Der 1. FC Köln belegte Rang vier in der Oberliga „West“ und lag nur vier Punkte hinter Meister Schalke 04 zurück.

Beide Teams traten in Bad Gandersheim in ihren Bestbesetzungen an – damals noch „Ehrensache“ selbst bei Freundschaftsspielen „in der Provinz“. Beim 1. FC Köln fehlte einzig der angekündigte National-Halblinke Jupp Röhrig durch seine im Länderspiel am 15. April gegen die Schweiz erlittene Verletzung.
Die Frankfurter trafen in den späten Abendstunden des 30. April 1951 auf dem Kreiensener Bahnhof ein, von wo aus sie wie die 23.58 Uhr ebenfalls dort ankommenden Kölner per Bus-Transfer in die Kur-Stadt gebracht wurden. Der 1. FC Köln bezog Quartier im „Weißen Ross“ am Markplatz, der FSV Frankfurt übernachtete im Hotel „Prinz Wilhelm“ in der Bismarckstraße.

Zimmermann’s Live-Kommentar

Das Spiel wurde am Folgetag 1. Mai um 16 Uhr angepfiffen. Die Besucherzahl lag deutlich unter der des Eröffnungsspiel am 1. Mai 1950 und wurde nachträglich mit „unter 10.000“ angegeben. Grund dafür war auch ein mächtiger Erdrutsch vom Hang zum Wiekweg im Frühjahr, dem Teile der Tribünen geopfert werden mussten.

Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) berichtete durch seine Reporter-Legende Herbert Zimmermann , (WM-Endspiel-Kommentator von 1954 ) – wie schon ein Jahr zuvor – live für zahllose Radiohörer/innen von dem fußballerischen Highlight am 1. Mai 1951 in Bad Gandersheim. Die Partie endete mit einem 3:0-Sieg des 1. FC Köln, für den Mittelstürmer Berthold Nordmann (4.) zum 1:0, der aus dem nordhessischen Witzenhausen stammende Franz Alexius (28.) und nochmals Berthold Nordmann (69. / Kopfball) die Treffer erzielten.

Anschließend fanden sich beide Teams, Vertreter der SVG Grün-Weiß und der Stadt zum Bankett im „Kaffee Lüpke“ in Steinweg ein. Das Großereignis wurde entsprechend gefeiert.

Schäfer und Weisweiler an Ball

Die prominentesten Spieler hatte die Sieger-Elf des 1. FC Köln in ihren Reihen. Auf Linksaußen glänzte der am 7. November 2016 verstorbene Hans Schäfer, der 1954 beim „Wunder von Bern“ mit dem WM-Titel in der Schweiz für Deutschland ebenfalls auf dieser Position spielte und durch 39 Länderspiele zwischen 1952 und 1962 sowie 394 Spiele für „seinen“ 1. FC Köln einer der populärsten Spieler der Clubgeschichte war. Noch nach Ablauf der ersten Bundesliga-Saison 1963 / 64 war Hans Schäfer Kapitän der FC- Meistermannschaft.

Spielertrainer und Mittelläufer der Kölner auch am 1. Mai 1951 in Bad Gandersheim und einmal im Spielverlauf auf der Torlinie einen Frankfurter Treffer verhindernd, war kein geringerer als der später berühmte Trainer Hennes Weisweiler. Er war von 1964 bis 1975 Coach von Borussia Mönchengladbach und mit den „Fohlen“ zwischen 1970 und 1975 dreimal deutscher Meister sowie DFB- und UEFA-Cup-Sieger. Weisweiler trainierte später auch CF Barcelona und Cosmos New York.mk